Ankommen in Horb

in Zusammenarbeit mit der Kulturbrücke Horb


Theaterprojekt Zukunft
Wandertheater        25. April 2015
    18.00 Uhr

vom Bahnhof

26. April 2015 17.00 Uhr

bis Marktplatz



 

Pressestimmen

Horber Chronik, 14.Juli 2014


Einfühlsam, witzig, spontan

„Ankommen in Horb“ feierte am Freitagabend eine gelungene Premiere

Es ist eine Mischung aus Lebensfreude und Neugier, aus Sehnsucht und großer Traurigkeit. All dies sind berührende Facetten des vom Wandertheater gespielten Stücks „Ankommen in Horb“, das am Freitag bei angenehmen Abendtemperaturen seine gelungene Premiere im Freien feierte.

Auf großes Interesse stieß das Wandertheater „Ankommen in Horb“ am Freitagabend. Am Ihlinger Tor drängten sich die Zuschauer auf der Kanalbrücke und lauschten den Schauspielern an der Station im Stubenschen Schlösschen. Bilder: Kuball
Auf großes Interesse stieß das Wandertheater „Ankommen in Horb“ am Freitagabend. Am Ihlinger Tor drängten sich die Zuschauer auf der Kanalbrücke und lauschten den Schauspielern an der Station im Stubenschen Schlösschen. Bilder: Kuball

Dass der Premierenabend nicht nur regenfrei, sondern auch ohne die in den Tagen zuvor herrschende Abendkälte stattfinden konnte, war zwar nur ein Faktor für das Gelingen des Abends. In Anbetracht des Spiels im Freien war der aber nicht ganz unwesentlich. Rund 200 Zuschauer – mehr, als man erwartet hatte – machten sich gemeinsam mit den 18 Schauspielern und Regisseurin Pina Bucci auf den Weg, um an insgesamt elf Stationen vom Bahnhof aus bis hinauf zum Marktplatz vom Lebensgefühl, den Gedanken und auch der Kultur derjenigen zu erfahren, die irgendwann in den 1970er Jahren nach Horb gekommen sind, um ihren Lebensunterhalt fernab der eigenen Heimat zu verdienen.

Was war das für ein Gefühl, plötzlich ohne Familie in einem Land zu sein, dessen Sprache man nicht kennt? Mit Menschen zu arbeiten, die man nicht versteht? An Maschinen, von denen man zuvor gar nicht wusste, dass es die gibt? Andererseits in dieser Situation aber auch das Gefühl der Zusammengehörigkeit, der gegenseitigen Hilfe und Unterstützung sowie Freundschaft zu erleben, die es sonst nicht gegeben hätte. Und die Sehnsucht nach der Heimat mit denjenigen zu teilen, denen es genauso geht. Was im Stück gezeigt wird, basiert auf den Erzählungen derjenigen, die es so tatsächlich erlebt haben, wenngleich sie aus ganz unterschiedlichen Kulturen und Ländern nach Horb gekommen sind. Auch wenn diese Erzählungen letztlich nur das Gerüst für das Drehbuch geliefert haben, wirkt das Stück gerade deshalb so realistisch. Eben so, wie es gewesen ist.

 

Der Blick in eine ungewisse Zukunft

 

Dass es auch innerhalb Deutschland Mentalitätsunterschiede gibt, die mitunter zu Anpassungsproblemen führen, wird im Stück ebenfalls zum Thema gemacht. Ironisch und den Spiegel vor Augen haltend am Beispiel der „Hof-Kehr-Manie“ und anhand des Putzfimmels der schwäbischen Hausfrau. In der Hauptsache sind es aber die ausländischen ehemaligen Gastarbeiter, die im Mittelpunkt stehen. Passender Startpunkt ist der Bahnhof, an dem sie einst mit ihren Koffern und dem Blick in eine ungewisse Zukunft angekommen sind. Anhand des Tagebuchs ihrer Großeltern erzählen dort zunächst Deniz und Carolina von den Beweggründen, von der Lebenssituation und von lustigen Begebenheiten, die ihren Großeltern beim Schritt ins neue Leben aufgrund der Sprachschwierigkeiten passiert sind. Alles roch anders, alles war anders, angefangen vom Klima bis zu den Menschen, heißt es einmal im Stück – „wo bin ich hier gelandet?“, fragten sich die Menschen.

Lebensfreude fern der alten Heimat – Najongo aus Kamerun scheint angekommen in Horb.
Lebensfreude fern der alten Heimat – Najongo aus Kamerun scheint angekommen in Horb.

Was anfangs als kürzeres oder längeres Auslandsintermezzo geplant war, um das notwendige Geld zu verdienen, ist für viele von ihnen längst Dauerzustand, sie haben hier eine zweite Heimat gefunden. Den Weg dahin mit all seinen Facetten beschreibt das Stück. Witzige kleine Begebenheiten am Rande, aber auch die vorherrschende Grundstimmung und die wechselnden Gefühle bekommen darin Raum. Immer wieder – besonders am Anfang – sprechen die Akteure in ihrer Muttersprache, die man den Zuschauern übersetzt. Auch die Kleidung entspricht teils derjenigen, die seinerzeit und im jeweiligen Land getragen wurde.

Untermalt wird das Stück durch Gedichte und vor allem Musik, die zu den Szenen passt. Und die beim Stubenschen Schlössle am Ihlinger Tor sogar dazu führte, dass ganz spontan mit „Hoppa-Rufen“ getanzt wurde, obwohl das im Drehbuch gar nicht vorgesehen war. Auch in dieser ungeplanten Szene kam die trotz aller Sehnsucht nie verlorene Lebensfreude der ausländischen Freunde und Mitbürger deutlich zum Ausdruck.

 

Lebensfreude trotz aller Sehnsucht nach Heimat

 

Vom Bahnhof aus ging es über Flößerweg und Schwanenbuckel über mehrere Stationen mit Spielszenen zum Marktplatz. Meist waren die Akteure, die mit Spielfreude dabei waren, gut zu verstehen und auch gut zu sehen. Vereinzelt waren Sicht und Akustik aber eingeschränkt, wenn man als Zuhörer weiter hinten stand. Die anfängliche Aufforderung von Regisseurin Pina Bucci, sich jeweils den Platz zu suchen, von dem aus man am besten sieht und hört, ließ sich aufgrund des Zuschauerandrangs und der örtlichen Gegebenheiten nicht immer umsetzen. Übermäßig beeinträchtigt hat das den Abend aber nicht. Und am Ende wurde das Publikum auf dem wunderschönen Marktplatz bei einbrechender Dunkelheit und entsprechender Beleuchtung noch einmal richtig belohnt. Für die Zuschauer waren rund um die Spielfläche Tische und Bänke bereitgestellt, von denen aus man den beeindruckenden Schluss bequem genießen konnte. Nach der musikalischen Begrüßung mit flotten Akkordeonklängen zogen Deniz und Carolina dort nicht nur ein abschließendes Fazit der Großeltern, sondern auch ein eigenes – aus Sicht der dritten Generation, die hier geboren ist.

Dort oben tanzt Najongo aus Kamerun ein letztes Mal selbstvergessen mit ihrer Trommel, Martin zückt die Geige und der „Gute Laune Chor“ erweckt die temperamentvolle russische Seele musikalisch zum Leben. Es wird getanzt und dank Bewirtung durch den Einheitlich demokratischen Verein auch gut gegessen, als der Abend langsam zu Ende geht.

Monika Schwarz

Die Spielfreude der Akteure steckt an

Das Theater-Projekt „Ankommen in Horb“ ist eine vom Ministerium geförderte Kooperation zwischen der Kulturbrücke Horb und dem Theaterprojekt Zukunft. Als Schauspieler und Musiker wirken mit: Adelheid Asprion, Ali Polat, Andrea Glatter,

Carolina Schiller, der „Gute Laune Chor“ mit Lilia und Alexander Jakovlev, Christiane Müller, Clara Palumbo, Deniz Karacoc, Dieter Behler, Gerda Patulski, Gisela Preuss, Günali und Ayse Akyüz, Haydar Celik, Ilknur Suhta, Ingrid Schumm,

Iris Heimosch-Dörr, Martin vom Ende, Nanjongo Harke Mbella, Piera Fabri-Kranz, Ute Gerlach, Vesna Kronjic.
„Ankommen in Horb“ kann noch einmal erlebt werden am Samstag, 26. Juli, ab 20 Uhr und am 19. und 28. September jeweils ab 16.30 Uhr.