Theaterprojekt Zukunft

Der eingebildete Kranke

frei, sehr frei nach Molière

 

Pressestimmen

Schwarzwälder Bote, 21. März 2016


»Bittere Ironie, lebhaft verkörpert«

Theater-Projekt Zukunft beim Stück »Der eingebildete Kranke« ein volles Haus

Foto: Maria Hopp
Foto: Maria Hopp

Bei Kerzenlicht, Wein und französischen Klängen vergnügten sich die zahlreich erschienenen Theaterliebhaber zum Auftakt des Theaterstücks »Der eingebildete Kranke«.

 

Das Theater-Projekt Zukunft spielte die Prosakomödie nach dem Schauspieler, Theaterdirektor und Drama- tiker Jean-Baptiste Poquelin – besser bekannt unter seinem Künstlernamen Molière – und begeisterte das Publikum mit der traumhaften Atmosphäre im Horber Kloster.

 

Mit viel Witz und einer lebhaften Darstellung präsentierte sich die Theatergruppe zu ihrer elften Aufführung im Frühjahr 2016. Das Theaterprojekt, das einst als Theaterworkshop vor 16 Jahren begann, begeisterte zur Erstaufführung des Stücks mit einer professionellen Darbietung unter der Regie und Dramaturgie von Pina Bucci.

Die Aufführung handelte von dem in Paris lebenden Charakter "Argan", gespielt von Dieter Behler, und seiner naiven Medizingläubigkeit. Geldgierige Ärzte und selbstherrliche Apotheker reden ihm ein, dass er sehr krank sei, wodurch ständig neue Kosten für seine Medizin anfielen.

Unfähig zu erkennen, dass ihn die Ärzte aufgrund seines Reichtums völlig ausbeuten, erkennt er genauso wenig die Absichten seiner Gattin Beline, dargestellt durch Susanne Hennig. Diese will ihm seinen ganzen Reichtum durch ein Testament entreißen und ihre beiden Stieftöchter Angelique (Iris Heimsch-Dörr) und Louison in ein Kloster schicken oder durch Zwang verheiraten. Als sich Angelique weigert, den Sohn eines reichen Arztes zu heiraten, da sie ihr Herz bereits an jemand anderen vergeben hat, kommt es zur Auseinandersetzung zwischen Vater und Tochter.

Getrieben durch den Gedanken, der Sohn eines Mediziners könne ihm die Behandlungskosten und die unzähligen Rechnungen ersparen, weigert sich Argan, die Liebe seiner Tochter zu akzeptieren. Letztendlich erkennt Argan den Hinterhalt seiner Frau und die wahre Liebe seiner Tochter.

Die bittere Ironie des zeitlosen und klassischen Themas brachte die hochkarätig besetzte Theatergruppe eindrucksvoll auf die Bühne.

Volksnah und besonders humorvoll präsentierte sich Andrea Glatter in der Rolle der Putzfrau Toinette. Direkt, gut gelaunt und energiegeladen charakterisierte sie den typischen Schwaben. "Scho wieda putza", freut sich Toinette jeden Morgen und hatte die Lacher auf ihrer Seite.

Eine beeindruckende Leistung zeigte auch Christiane Müller in ihrer Doppelbesetzung als Monsieur Diafoirus und Thomas Diafoirus. Mal der grießgrimmige und laute Monsieur Diafoirus und im nächsten Moment der romantische, charmante Franzose Thomas Diafoirus – so schlüpfte Müller bei einer einzigen Bewegung in eine komplett andere Rolle. "Es gab mehr Charaktere als Schauspieler vorhanden waren, da ließ ich mir etwas einfallen", erzählte Bucci und begeisterte jedermann mit ihrer Kreativität und Einfallsfähigkeit.

 

Trotz freier Interpretation war die Lehre am Schluss klar erkennbar

 

Damit dies auch gut zu erkennen sei, ließ sich Bucci etwas ganz besonderes einfallen: Zwei Hälften der Kostüme wurden ganz einfach aneinander genäht, so dass bei einem Umschwung jeweils die Rolle gewechselt werden konnte.

Auch Dieter Behler in seiner Rolle als schlecht gelaunter, geistloser und müder Argan überzeugte das Publikum mit seiner Darbietung. In einen Bademantel gehüllt, mit einer Schlafmütze auf dem Kopf und immer einen "Lumpen" dabei, zeigte er sich rasant und eindrucksvoll auf der Bühne. Weiter war Ingrid Schumm im Theaterstück als Notar Monsieur De Bonnefoy und Bruder von Argan zu sehen.

Trotz freier Interpretation der Prosakomödie war die Lehre aus dem Theaterstück am Schluss klar erkennbar. Es ging eigentlich nicht um die Milz, Leber oder Lunge, die als krank beschrieben wurden, indes geht es um das innere Befinden. Es gehe um das Leben, dass in jedem Einzelnen steckt. Auch wird im Laufe der Aufführung deutlich, dass Molière sich nicht über die Ärzte oder die Kranken lustig macht. Er amüsierte sich lediglich über die Hirngespinste, die von den Ärzten verbreitet wurden, und unterstrich die Leichtgläubigkeit mancher Menschen.

Trotz nicht so leichten Texten, einem langen Jahr voller Mühe und zahlreichen "Montagsproben" blickte Bucci auf eine gelungene und unterhaltsame Zusammenarbeit zurück.

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